Frankreich und Rumänien

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Politische Beziehungen

Frankreich genießt in Rumänien seit jeher große Sympathien, was auf die Unterstützung Napoleons III. für die Gründung des rumänischen Staates sowie eine während des ersten Weltkriegs entstandene, anhaltende Waffenbrüderschaft zurückgeht. Unter dem kommunistischen Regime wurden die Beziehungen aufrechterhalten (Besuch von Staatspräsident De Gaulle in Rumänien im Mai 1968). Der bilaterale politische Dialog vertiefte sich nach 1989 vor dem Hintergrund der französischen Unterstützung für die Doppelkandidatur Rumäniens bei der Europäischen Union und der NATO und mündete im Februar 2008 in der Unterzeichnung eines strategischen Partnerschaftsabkommens, dessen Fahrplan in den Jahren 2013 und 2016 erneuert und am 26. Oktober 2020 aktualisiert wurde.

Französische Präsenz

Konsularabteilung der Botschaft in Bukarest; Konsularagenturen in Brașov, Cluj-Napoca, Constanța, Iași und Timișoara
Französische Gemeinschaft (April 2021): 3.639 eingetragene Personen

Besuche

Staatspräsident Emmanuel Macron begab sich am 24. August 2017 zu einem seiner bilateralen Antrittsbesuche nach Bukarest. Am 27. November 2018 empfing er den rumänischen Staatspräsidenten Klaus Iohannis in Paris zum Start der gemeinsamen Kultursaison Frankreich-Rumänien 2019. Am 14. und 15. Juni 2022 war Staatspräsident Macron erneut in Rumänien, um die im Rahmen der vorgelagerten NATO-Präsenz stationierten französischen Truppen zu besuchen, und führte ein Gespräch mit seinem Amtskollegen Klaus Iohannis. Am Rande des Pariser Friedensforums am 11. November 2022 empfing er ihn erneut.
Der rumänische Premierminister Ludovic Orban begab sich zu einem offiziellen Besuch am 26.-27. Oktober 2020 nach Paris. Zu diesem Anlass traf er den Premierminister, den Präsidenten der Nationalversammlung und den Senatspräsidenten.

Auf Ministerebene finden ebenfalls häufige Gespräche statt. Der französische Staatssekretär für europäische Angelegenheiten, Clément Beaune, reiste am 14.-15. September 2021 nach Bukarest, die Ministerin für den ökologischen Wandel, Barbara Pompili, am 25.-26. November 2021. Am Rande europäischer Ereignisse fanden ebenfalls Begegnungen statt, insbesondere während der französischen EU-Ratspräsidentschaft im ersten Halbjahr 2022. Die Staatssekretärin für Entwicklung, Frankophonie und internationale Partnerschaften, Chrysoula Zacharopoulou, reiste am 15. Juli 2022 nach Bukarest, um dort den Ko-Vorsitz der Moldau-Unterstützungsplattform zu führen.
Die Ministerin für Europa und auswärtige Angelegenheiten, Catherine Colonna, begab sich am 27. Januar 2023 nach Rumänien. Der beigeordnete Minister für Außenhandel, Standortförderung und französische Staatsangehörige im Ausland bei der Ministerin für Europa und auswärtige Angelegenheiten reiste am 3.-4. Juli 2023 nach Bukarest, um am internationalen Wirtschaftsforum teilzunehmen.

Weitere Informationen: https://ro.ambafrance.org/-Visites-bilaterales-

Botschafter/Botschafterin

Französischer Botschafter in Bukarest: Nicolas Warnery (seit September 2023)
Rumänische Botschafterin in Paris: Ioana Bivolaru (seit September 2023)

Wirtschaftsbeziehungen

Frankreich verfügt über umfangreiche Wirtschaftsinteressen in Rumänien. Als drittgrößtes Abnehmerland und sechstwichtigster Lieferant ist Frankreich für Rumänien ein wichtiger Handelspartner. Mit einem ADI-Bestand in Höhe von 8,3 Mrd. €, d. h. 9,4 % Marktanteil, ist Frankreich außerdem der drittwichtigste Auslandsinvestor nach Deutschland (14,9 %) und Österreich (11,4 %) und vor Italien (8,5 %), den USA (6,6 %) und den Niederlanden (6,2 %).

Französische Unternehmen sind großteils seit mehr als zwanzig Jahren angesiedelt und damit Teil des rumänischen Wirtschaftsgefüges. Die rumänische Wirtschaft zählt über 4000 Unternehmen mit überwiegend französischem Kapital, die direkt mehr als 125.000 Mitarbeiter beschäftigen und einen Gesamtumsatz von 16,4 Mrd. € erwirtschaften (7,5 % des BIP). Fast alle Unternehmen des CAC-40 (37 von 40) sind im rumänischen Markt tätig.

Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Frankreich und Rumänien basieren auch auf industriellen Kooperationsprojekten mit hoher Wertschöpfung, besonders in der Automobilindustrie (Renault-Dacia repräsentiert 8 % der rumänischen Exporte und beschäftigt über 18.000 Mitarbeiter), Luft- und Raumfahrt (Niederlassung von Airbus Helicopters im Luftfahrt-Cluster Brașov), Energie (ENGIE Romania ist Rumäniens führender Gasversorger und -lieferant) und Telekommunikation (Orange ist rumänischer Marktführer der Mobiltelefonie mit 10,9 Millionen Kunden). Mit Carrefour, Auchan, Leroy-Merlin und Cora ist Frankreich auch im Einzelhandel führend, während in der Industrie die französischen Großkonzerne Saint-Gobain, Michelin und Air Liquide mehrere Produktionsstandorte aufweisen.

Zusammenarbeit in den Bereichen Kultur, Wissenschaft und Technik

Frankreich und Rumänien pflegen enge, langjährige kulturelle Beziehungen. Die französische Sprache hat sich ab dem 18. Jh. unter der rumänischen Elite verbreitet, und Frankreich hat seither zahlreiche Intellektuelle und Künstler aus Rumänien aufgenommen, besonders im 20. Jh. (Cioran, Brancusi, Eliade, Ionesco, Anna de Noailles, Enesco, Cosma usw.).

Ein signifikanter Teil der rumänischen Bevölkerung spricht Französisch, und das Land ist seit 1993 Mitglied der Internationalen Organisation der Frankophonie. Französisch ist die am zweithäufigsten erlernte Fremdsprache nach Englisch; der Unterricht stützt sich insbesondere auf ein Netzwerk aus 23 zweisprachigen Mittelschulen und Gymnasien (18 von ihnen besitzen das Qualitätssiegel LabelFrancEducation, mittelfristig ist eine Ausweitung auf 30 Schulen geplant), das französische Lycée Anna de Noailles in Bukarest (eröffnet 2013, rund 1.150 Schülerinnen und Schüler), eine internationale französische Schule, 115 französischsprachige Hochschulzweige (106 im Jahr 2018), davon 58 Bachelors, 45 Masters und 8 Doktoratsschulen und ein französisch-rumänisches Studienkolleg Jura mit 300 Studierenden pro Jahr.

Frankreich nimmt rund 4300 rumänische Studierende auf (drittes Aufnahmeland), während rund 2000 Französinnen und Franzosen in Rumänien studieren (zusätzlich zum Erasmus-Programm), davon 90 % in den Studienzweigen des Gesundheitswesens (in erster Linie auf den medizinischen Fakultäten von Cluj-Napoca und Iaşi). Es handelt sich um das drittgrößte Kontingent ausländischer Studierender (7,5 %), nach den moldawischen (29,7 %) und israelischen (9 %) Studierenden.

Die kulturelle Zusammenarbeit ist ein Bereich, in dem französische Spitzenleistungen sich einer großen Öffentlichkeitswirksamkeit erfreuen. Die Dynamik dieser Zusammenarbeit wurde anlässlich der gemeinsamen Kultursaison Frankreich-Rumänien 2019 unter Beweis gestellt. In Anknüpfung an diese Kultursaison liegen die wichtigsten Schwerpunkte unserer kulturellen Tätigkeit und Kooperation auf der Förderung der französischen Sprache (3/4 der Schülerinnen und Schüler lernen Französisch als erste oder zweite Fremdsprache), der Mobilität der Studierenden, der Förderung unserer Kultur durch die Kultur- und Kreativwirtschaft mit Prioritäten in Literatur, Film, Musik, Design und Videospielen sowie der Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Governance und Rechtsstaatlichkeit.

Frankreich ist der wichtigste europäische Partner Rumäniens im wissenschaftlichen Bereich. Die Hubert-Curien-Partnerschaft „Brancusi“ finanziert jährlich rund zwanzig gemeinsame Forschungsprojekte.

Weitere Formen der Zusammenarbeit

Frankreich arbeitet mit Rumänien im Bereich der Governance zusammen, beispielsweise im Hinblick auf die Verwaltungsreform (mehrere Partnerschaften zwischen der ENA und rumänischen Aus- und Weiterbildungseinrichtungen), Korruptionsbekämpfung, Justiz (Digitalisierung, Zugang zum Recht), Sozialpolitik (Rechte des Kindes), Gesundheit, Bildung (Berufsbildung), Stadtplanung und ländliche Entwicklung. Die in diesem Rahmen unternommenen Anstrengungen stützen sich auf eine intensive, dezentralisierte Zusammenarbeit. Mit über 211 Kooperationspartnerschaften, darunter 85 dezentralisierte Kooperationsprojekte, 126 Städtepartnerschaften und 4 Partnerschaften im Rahmen anderer Maßnahmen im Außenbereich ist Rumänien ein wichtiger Partner der französischen Gebietskörperschaften.

Stand: Oktober 2023